Ich glaube, dass jeder Diabetiker schon mal seinen Diabetes verflucht hat und ihn am liebsten zum Teufel jagen würde. Na ja, gestern war so ein Tag, an dem ich mir nicht erklären kann, warum über Nacht und am ganzen Vormittag meine Blutzuckerwerte erhöht sind. Gerade zu diesen Zeiten kann ich mich sonst auf konstante Blutzuckerwerte verlassen. Warum die Korrekturen von 2 E Insulin nicht anschlagen, kann ich mir auch nicht erklären. Die üblichen Fehlerquellen wie Verstopfung des Kathers kann ich ausschließen. Jedenfalls zeigt die Pumpe keinen Alarm an.

Hilft also nur Wechsel der Einstichstelle. Siehe da, gegen Mittag fällt der Blutzucker langsam ab. Da herrlicher Sonnenschein ist, beschließe ich eine Runde mit dem Mountainbike zu fahren. Der Blutzucker ist bei 198, die Basalrate habe ich auf 80% reduziert. Sicher ist sicher, denn eine Unterzuckerung muss nicht sein. Gut ausgerüstet mit Blutzuckermessgerät, Traubenzucker, Eiweißriegel, Getränk und Handy starte ich meine Tour. Nach einer kurzen Flachetappe geht es Richtung Berg, ca. 6,5 km Anstieg liegen vor mir. Dafür benötige ich knapp 30 min. Zwischendurch messe ich mein Blutzucker, mit 138 alles im grünen Bereich. Der letzte Kilometer liegt vor mir und ich merke, dass ich nicht mehr so leistungsfähig bin. Der Blick auf das Messgerät bestätigt mein Gefühl. Ein Blutzucker von 76 zwingt mich schnell 2 BE Traubenzucker einzunehmen. Nach einer kurzen Pause schiebe ich langsam mein Bike Richtung Bergesrand. Der Blutzucker ist noch etwas abgefallen. 59 zeigt das Freestyle Libre mir nun an, mit Pfeilprognose konstant. Das beruhigt mich erstmal. Esse jetzt weitere 2 BE Traubenzucker und einen Quest-Eiweißriegel, um eine sichere hypofreie Fahrt nach Hause zu haben.

Das mich in den nächsten Stunden ein starker Anstieg des Blutzuckers erwartet ist mir klar. Schließlich waren das etliche Zusatz-BEs. Nehme ich jedoch gerne in Kauf. Bin mir auch sicher, dass dieser Anstieg wirklich nur kurzfristig ist. Siehe da, auf mein Gefühl kann ich mich verlassen. Gegen 16 Uhr habe einen Wert von 246, um 18 Uhr war ich wieder bei 138. Die Basalrate lasse ich weiter gesenkt bis zum nächsten morgen, da der Muskelauffüllefekt mich sonst wieder in die Knie zwingt.

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Auf der Radtour mit dabei: Traubenzucker, Eiweißriegel und Blutzuckermessgerät

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6,5 km Berganstieg liegen vor mir

Obwohl mein Diabetes hier die Hauptrolle in Sachen Berg- und Talfahrt inne hat, hat mir die Radtour viel Spaß gemacht. Den Kamm des Berges habe ich nicht erreicht. Muss auch nicht, denn sicherlich wird sich bald eine weitere Möglichkeit zum Radeln ergeben.

 

 

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Die Ergebnisse meiner Berg- und Talfahrt.

Der Nebeneffekt der kleinen Radtour 755 Kalorien verbraucht zu haben, ist auch gut. Wenn ich die Zusatz-BEs und den Eiweißriegel davon abziehe, habe ich an diesem Tag ein Defizit von 500 Kalorien.

 

Jeder (diabetische) Berg kann überwunden werden.